Als ich das erste Mal davon hörte, man solle anderen Menschen vergeben, wenn sie einem weh tun wollten und es geschafft haben,
dachte ich:
"Das schaffe ich nie!". Und war voller Emotionen.
Doch ich versuchte es, und es fühlte sich irgendwie gut an. Mit der Zeit ging es immer besser - Übung macht den Meister! ,-)
Doch einige Dinge waren so schlimm für mich, dass ich bis heute denke: Ich muß nicht alles verzeihen. Nun denke ich gerade noch einmal darüber nach, wieso.
Vielleicht, damit der andere Mensch weiterhin daran erinnert wird, dass er etwas in die Wege geleitet hat, was einfach nicht gut war und nicht hätte passieren dürfen. Damit er weiter darüber nachdenken kann - denn diese Energie bleibt dann ja bestehen und löst sich nicht in meiner Wut oder meinem Verzeihen auf.
Sie bleibt wie ein kleines Mahnmal. Damit er eventuell lernen kann, dass er die Verantwortung für sein Tun trägt.
Mich belastet dieses "Nicht verzeihen" dabei aber auch nicht mehr.
An Rache denke ich dabei nicht, denn ich versuche, nach anfänglichen, aufkommenden Emotionen diese selbst zu reflektieren und für mich einzuordnen.
Dann komme ich schnell wieder zu mir. Und: Thema eigener Lerneffekt.
Verzeihen ist trotzdem für mich meist ein bewußt wichtiger Schritt. Den anderen sein lassen zu können, wie er ist.
Und dann entscheiden, wie weit man ihn an sich heranläßt.

Fühlen und Denken ist für mich quasi Eins geworden. Beides findet gleichzeitig im Gehirn oder sonst wo statt oder sie sind sogar identisch.
Ich empfinde Selbstreflektion als sehr spannend. Über sich selber und seine Empfindungen nachzudenken, über Intensität, Sinn, Herkunft, Auslöser, Folgen.
Ich denke z.B., dass nur ein ängstlicher Mensch mutig werden kann. Denn wenn keine Angst da ist, braucht auch nichts überwunden zu werden.
Deshalb können besonders ängstliche Menschen oft stolz auf sich sein, wenn sie wieder einmal eine Angst überwunden haben,
auch wenn dies eine große Kraftanstrengung gefordert hat. Es wurde geschafft, sich den Gefühlen zu stellen, und man lernt meist etwas für sich daraus.
Ängstliche Persönlichkeiten sind also besonders oft mutig. Seelen, die etwas lernen und wachsen wollen.
Und dieses "Wollen" zu erkennen erfordert Reife der Seele.

Dein Beitrag macht mich gerade nachdenklich.
Dass einige Dinge so schlimm waren, dass man sie nicht verzeihen muss.

Irgendwie kommt mir da der Gedanke, dass Verzeihen ja doch irgendwie unpassend sein könnte.
So nach dem Motto: "Die verzeiht ja eh alles, die Dumme!"

Dieses Verzeihen könnte anderen sozusagen einen Freifahrtschein geben, mit einem machen zu können, was sie wollen.
Sie tun es nämlich.
Also, jeder macht, was er will. Oder was er meint. Oder was er für richtig hält. Oder weil er nicht anders kann. Oder weil es für ihn nicht anders geht.

Etwas nicht zu verzeihen und es sozusagen als Mahnmal stehen zu lassen ist eigentlich eine geniale Idee!
So, dann bleibt diese Angelegenheit als Mahnmal stehen und derjenige, der uns etwas angetan hat, kann dann mal sehen, wie er damit fertig wird, Punkt.
Soll er doch täglich darüber stolpern, soll er doch abends nicht einschlafen können, soll er doch mal sehen...
Und wenn derjenige von seinem schlechten Gewissen gebeutelt wird, selber schuld.
Dieser Gedanke macht mir gerade Spaß!
Auch erfreulich zu sehen, dass er immerhin sowas wie ein Gewissen hat!

Die Sache scheint nur die zu sein, dass kaum jemand über so ein Mahnmal stolpert.
Die Leute tun einem was an und gehen weiter vergnügt ihrer Wege.
Und wenn sie im Besitz eines Gewissens sind, dass dann wahrhaftig mal an ihnen nagt, abends vorm Einschlafen, dann reden die sich ja sogar noch raus.
"Ging nicht anders!", oder noch besser: "Musste sein!", oder sie breiten mit unschuldig fragend aufgerissenen Augen ihre Arme aus und mimen den Verständnislosen:
"Aber was hätte ich denn tun sollen?"
Oder sie gebe einem selber dafür die Schuld.

Oder noch ein Variante:
Wir lassen also dieses Mahnmal da stehen und verzeihen nicht, punktum.
Der andere stolpert tatsächlich allabendlich darüber, wältzt sich fortan schlaflos in seinen Kissen und sieht irgendwann aus wie gerädert. Faltig und mit dunklen Ringen unter den Augen. Er isst nicht mehr richtig, kriegt nichts runter. Er kann sich nicht mehr konzentrieren. Meldet sich krank. Verliert seinen Job. Verliert sein Haus. Sein Boot. Sein Auto. Und seine Frau/Mann. Und die Kinder. Und sie nehmen den Hund mit.
Und eines Tages sehen wir ihn am Ufer eines Sees sitzen, ach nein, besser: Wir sehen ihn, wie er in städtischen Mülleimern nach Eßbaren sucht.
Er, dieser Mensch, der uns etwas angetan hat, was wir nicht verzeihen. Niemals!
Unsere Blicke treffen sich. Er senkt beschämt seine Augen.
Und eine Erkenntnis fährt wie ein Blitz durch uns und wir wissen plötzlich, dass er nichts anderes als ständig über das Mahnmal gestolpert ist. Hinein in sein Unglück.

Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten, zu reagieren:
Die erste:
Wir reiben uns grinsend die Hände und denken: "Siehste!" Und: "Das machst du mir nicht nochmal!"
Wobei er es in seinem Zustand eh nicht nochmal machen kann, also uns etwas anzutun, denn so wie er aussieht, wird er bald dahinsiechen.
Und wir lassen ihn siechen und gehen mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen weiter.

Die zweite:
Wir senken selber beschämt den Blick und fragen uns, ob wir das so wirklich wollten.
Nun siecht er dahin. Und, verantwortungsbewusst wie wir nunmal sind, nagt das schlechtes Gewissen am hellichten Tag an uns.
Nur weil wir nicht verzeihen konnten, nur weil wir seineTat (Untat) als Mahnmal haben stehen lassen, nur weil er ständig darüber gestolpert ist, geht es ihm jetzt so schlecht.
Wir lassen uns mit bebendem Herzen auf eine Parkbank sinken und fühlen uns schlecht. Denn das wollten wir doch auch nicht, dass es ihm jetzt so schlecht geht.
Also raffen wir uns auf und brechen das Mahnmal aus der Verankerung.
In diesem Moment hellt sich das Gesicht dieses Menschen auf, der uns das angetan hatte und er erlangt seine Lebenskräfte wieder.

Frage: Haben wir ihm verziehen?
Antwort: Nein, wir konnten ihn nur nicht so leiden sehen.

Mir fällt da noch eine dritte Variante ein:
Wir sehen ihn, abgerissen, verzottelt und übel riechend in Mülltonnen nach Eßbarem suchen, erkennen ihn auch, aber zucken die Achseln und gehen weiter. Wir haben unser Leben nach der Tat, die er uns angetan hat, wieder in Ordnung gebracht und was mit ihm jetzt passiert, kann uns doch egal sein.


Was ich mit meinem frühmorgendlichen philosophischen Ergüssen ansprechen möchte, ist:
Wann sind wir in der Lage, wirklich und aus tiefsten Herzen zu verzeihen?
Wenn wir über den Dingen stehen?
Wenn wir unser Leben wieder sortiert haben (nach dem, was uns angetan wurde) und es uns gut geht?
Wenn es uns schlecht geht und wir uns dann - wir sind ja belesen - daran erinnern, dass wir verzeihen müsssen, um selber davon frei zu werden, damit es uns besser geht?

Als ich das erste Mal vom Verzeihen hörte, ging es mir genau so wie dir, Kerzenlicht.
Ich fragte mich, wie ich das schaffen sollte.

Und, wie sieht es eigentlich anders herum aus?

Oben schrieb ich:
"Also, jeder macht, was er will. Oder was er meint. Oder was er für richtig hält. Oder weil er nicht anders kann. Oder weil es für ihn nicht anders geht."

Und jetzt: (Hand aufs Herz - Ich drücke gerade meine Hand aufs Herz):
Machen wir selber es nicht auch so?
Wir machen auch, was wir meinen, was wir wollen und was geht.
Und wir machen auch, was wir für richtig halten.
Aber was wir für richtig halten, muss für einen anderen nicht richtig sein.
Und vielleicht ist es uns dabei sogar passiert, dass wir dem anderen etwas angetan haben. Und er hadert nun mit sich, wie und ob er uns verzeihen kann.

Da kommt mir die schon öfter überlegte Frage hoch:
Leben wir, um zu lernen so zu leben, dass wir niemanden etwas antun
oder leben wir, um zu lernen, zu verzeihen?
Abgesehen von anderen Gründen, aus denen wir leben.

Mit dem Begriff "Wir" meine ich übrigens nicht speziell uns beide, sondern allgemein uns Menschen.

Ja, ich denke auch, die "Gefahr" ist groß, einfach zu sagen - weil es so gesagt wird - es sei das Richtige:
"Ich muß alles verzeihen, damit es mir gut geht".
Und: Was bedeutet überhaupt "Verzeihen"? Da kommen wir ins Philosophische.

Ich bin für mich selbst übereingekommen, dass ich das nicht kann und nicht will, dass es für mich einfach nicht der richtige Weg ist.
Und - wenn ich bei mir sein will, entscheide ich für mich, nur für mich.
Ich denke nicht weiß oder auch mal schwarz, sondern kann auch ein Grau mit gutem Gewissen stehen lassen, ohne mich dabei schlecht zu fühlen oder ein schlechtes Gewissen dem anderen gegenüber zu haben. Dies sehe ich für mich als gewisse Stärke an.
Drum stimmen die ganzen Szenarien, die passieren könnten, wenn ich z.B. nicht verzeihe und diese Energie dann im Raume bleibt;
aber ich mache mir wenig Gedanken darüber, was ich damit anrichten könnte, weil ich es für mich im besten Gewissen mache,
es für mich gut ist,
ich damit auch egoistisch bin (bei mir halt),
und die Verantwortung, wie das Gegenüber reagiert, nicht trage. Nicht tragen kann,
wenn es sich um einen erwachsenen Menschen handelt.
Ich hatte keine bösen Absichten, kann - vielleicht aus meiner Kränkung heraus - nicht anders,
mehr vermag ich nicht. Ich bin nicht perfekt und lerne immer weiter.

Ich habe Menschen erlebt, die selbst kaum Verantwortung tragen konnten, auch nicht für schöne Dinge. Sie sagten und taten laufend etwas, was eine Reaktion des Gegenübers abverlangte, womit die Verantwortung dann gefühlt auf die andere Person
übertragen werden konnte.
Als ich dieses um-die-Ecke-Denken-und-Lenken verstehen konnte, habe ich die Verantwortung der anderen nicht mehr auf mich geladen und sie mit ihrem "Zeugs" mental alleine stehen lassen.
Ich habe gelernt, hier bei mir zu bleiben und nur für mich gerade zu stehen.
Dafür ist es wichtig, die Dinge von Außen betrachten zu können.

Als ich heute morgen diese Varianten des Umgangs mit Verzeihen schrieb, fiel mir auf, dass ich eigentlich schon lange die dritte Variante gewählt habe:

" Wir haben unser Leben nach der Tat, die er uns angetan hat, wieder in Ordnung gebracht und was mit ihm jetzt passiert, kann uns doch egal sein."

Wie es bei dir auch ist, Kerzenlicht, bin ich da auch einfach ganz bei mir.
Ich weiß nicht, ob man das überhaupt egoistisch nennen kann.
Ich meine, es ist doch nicht egoistisch, wenn man sich um sich selber kümmert.
Die eigenen "Wunden" müssen ja auch erstmal in Ruhe heilen. Und dann will man so einen Menschen gar nicht mehr nahe an sich heran lassen, auch aus der Sorge, dass er uns wieder etwas antut. Man ist halt irgendwann ein gebranntes Kind und ist vorsichtig.


Menschen, die selber keine Verantwortung übernehmen wollen, kenne ich auch.
Früher habe ich mich dann immer komplett reingekniet und diesen Menschen so weit es geht geholfen.
Auch mit Geld übrigens. Ich habe einem Menschen, der mir (vermeintlich!) sehr nahe stand, immer wieder Bargeld gegeben und auch dringende Rechnungen bezahlt, damit sie keinen Ärger bekommt. Es war eine Frau.
Irgendwann nach ein paar Jahren endlich (ich bin offenbar nicht die Schnellste...) hatte ich ein großes Stoppschild vor Augen und hörte damit auf. Es waren insgesamt über die Jahre verteilt Tausende.
Sie, Raupe Nimmersatt, überhäufte mich daraufhin mit Vorwürfen, machte mir Vorhaltungen und setzte mich - mal wieder - mit Suizid unter Druck. Bzw. wollte mich damit unter Druck setzen.
Aber mit dem Stoppschild hat es bei mir irgendwie endlich, endlich mal "Klick" gemacht!
Ich forschte in meinem Inneren nach, wie ich mich dabei fühle.
Heraus kam, dass ich dachte und fühlte: "Okay, dann wirst du dich wohl umbringen."
Und mein Humor zeigte sich von seiner sarkastischen Seite: "Hättest du dich mal gleich umgebracht, da hätte ich viel Geld gespart!"
Nun, die Kröten sind weg und ich werde sie auch wohl nie wieder bekommen.
Learning by doing...
Aber ich habe dabei gar nicht das Gefühl, dass es da irgendwas zu verzeihen gibt. Vielleicht, weil sie mich gar nicht so verletzt hat.

Aber ich übernehme seit Jahren jetzt schon keine Verantwortung für die Lebenspläne und Alltagsgestaltung anderer.
Habe wie du, Kerzenlicht, auch endlich gelernt, bei mir zu bleiben und nur für mich gerade zu stehen.

Hi, dass manche Dinge so schlimm waren, dass man sie nicht verzeihen muss, also da fängt es wohl an. Ich meine, alles was schlimm ist, wäre eine Überlegung wert, ob man verzeihen kann. Und kann man da Kategorien machen, also etwas ist nur ein bisschen schlimm, macht aber fast gar nichts, also dann ist das Verzeihen ja nicht so schwer, wenn es nicht so viel ausmacht. Aber wenn etwas richtig schlimm ist, dass es doch was ausmacht,oder man echt einfach heftig darunter leidet, ich sag mal so, da fängt das doch mit dem Verzeihen können erst richtig an. Ich mein ja nur, wenn ihr versteht. Also Verzeihen ist nicht so leicht, finde ich. Und gerade die richtig fiesen, schlimmen Sachen, dabei ist es schwer,zu verzeihen, weil es einem doch was ausmacht und man nicht da drüber steht. Oder was meint ihr?

...aber damit wäre der "nächste Schritt" auch wieder für die Selbstheilung da, nämlich durch die Verarbeitung selber frei zu werden.

Ich denke, man kann beide Vorgehensweisen voneinander unabhängig machen.
Frei werden aber nicht unbedingt verzeihen müssen.
Hier kommt es dann vielleicht mit darauf an, wie man selber dieses "Verzeihen" für sich definiert.
Es geht auch nicht darum, dass mein Gegenüber seine Verantwortung für die Dinge, die ich empfinde, übernehmen soll,
sondern für das,
was in seinem eigenen Inneren vorgeht.
Hier gibt es Menschen, die denken, die Verantwortung für eigene Dinge in sich meist stets an andere gefühlsmäßig
abgeben zu können.
So wie andere denken, das Gegenüber sei Schuld, dass es einem jetzt schlecht geht und man vom Gegenüber verletzt wurde.
Nicht ich muß in Wirklichkeit verzeihen sondern ihm eventuell die Möglichkeit geben oder auch lassen,
sich selber an erster Stelle verzeihen zu können.
Unabhängig von mir.
Genauso wie ich alleine zu mir komme, unabhängig von ihm.
Diese Unabhängigkeit auf beiden Seiten empfinde ich als wichtig, damit alle letztendlich zur Ruhe und abgeschlossener Verarbeitung des Vorgefallenen
kommen können.
Frei werden durch Unabhängigkeit und ohne ein "Muss" des Verzeihens.
Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass derjenige mein Verzeihen gar nicht annimmt.

Verzeihen.
Ein großes Wort.
Ich verzeihe niemanden um seinetwillen.
Ich verzeihe, um mich zu lösen. Um frei zu werden.
Um mich zu befreien. Um ruhig zu werden.
Wenn ich verzeihe, dann nur für mich.
Es geht in meinem Leben um mich. Ich bin der einzige Mensch in meinem Leben, der mir meine Wünsche erfüllen kann, der mir meine Träume realisieren kann. Niemand sonst. Andere schaffen vielleicht die Begebenheiten, den Weg. Aber gehen kann nur ich meinen Weg selber.
Solange ich Menschen in meinen Gedanken und Emotionen habe, die mir etwas angetan haben, die mich blockierten, die mich unterdrückt haben, kann ich nicht frei sein.
Erst wenn ich mich davon gelöst habe, dann bin ich frei. Und erst dann kann ich meinen Weg gehen. Verzeihen, ihnen in Gedanken alles Gute für ihren Weg wünschen, den sie selber zu gehen haben, dann damit abzuschließen, ist für mich mein Weg der Lösung.
Der Auflösung, Loslösung.
Verzeihen.
Ein großes Wort.
Und eine große und nicht einfache Tat.
Wir sind verletzt, enttäuscht, wütend vielleicht. Diese Emotionen sind sehr stark in uns.
Vielleicht ist das eins der schwersten Lebensaufgaben. Aber es handelt sich um unser Leben.
Und für unser Leben ist es gut, wenn wir frei sind.
Verzeihen bedeutet Freiheit. Nur für uns. Unser Leben, unsere Freiheit.
Ich mache das nur mit mir selber aus, der andere muss davon gar nichts erfahren.
Es geht ihn auch nichts an.
Niemand geht mein Lebensweg an.
Ich fälle meine Entscheidungen nur für mich.
Und ich verzeihe, um frei zu sein.

Hallo!
So meinte ich es, nur habe ich es mit anderen Worten geschrieben.
Es geht mir um mich und nicht um den anderen, der mir was angetan hat.

Hi , oder man sieht es mal anders herum. Für den, dem verziehen werden sollte, wär es eine Erleichterung zu wissen, dass man ihm verziehen hat. Nur setzt man sich damit, wenn man jemanden sagt, dass man ihm verziehen hat, eine Stufe höher, also als ob sein Wohl davon abhängen würde. Und meistens ist das ja auch so. Wie sieht es mit Chancen geben aus? Also wenn jemand einem was tut, egal was jetzt, und der eine sagt dann: "Na gut ist schon ok, aber komm nie wieder an. Ich gebe Menschen grundsätzlich keine 2. Chance." Ich hab das auf der Arbeit mal mitgekriegt, wie ein Kollege das zu einem anderen gesagt hat, keine Ahnung was die hatten, wird wohl was gewesen sein, Streit oder dummes Gelaber über den anderen, keine Ahnung. Aber das mit der 2. Chance, die der eine Kollege grundsätzlich niemals gibt, fand ich interessant. Also das so direkt zu sagen. Okay, ihr schreibt hier auch, dass so jemand dann wegbleiben kann und so. Aber hier war es ja so dass der eine den anderen wohl drum gebeten hat, oder sich vertragen wollte oder so. Bei mir ist es so, dass ich mich dann auch wieder vertragen kann, Schwamm drüber.

Wenn Du wirklich bei allen Menschen sagen kannst "Schwamm drüber!", dann ist das eine wunderbare Gabe, die Du hast.
Sie hilft Dir, leichter durchs Leben zu kommen, denke ich.
Und ich wünsche Dir, dass die anderen dies nicht ausnutzen.
Aber oft passieren einem ja öfter schlechte Dinge, wenn man sie irgendwie anzieht.
Vielleicht fehlt Dir auch dieser Magnet, das wäre eine Erklärung. Vielleicht ziehst Du mehr positive Sachen zu Dir hin.
Oder Du läßt das Schwere nicht so sehr an Dich herankommen. Oder übersiehst es einfach.
Und das macht Dich dann auch so lustig, wie Du bist.
Könnte das sein?

Hoppla, das sind aber viele Möglichkeiten! So ein Magnet, schlechte Dinge anzuziehen wüsst ich nicht dass ich den habe, aber bei guten Dingen weiß ich auch nicht. Das Schwere nicht so an mich herankommen zu lassen, kene Ahnung. Ich hab eben ein ganz normales Leben, auch mit Schweren und Schlechtem und zum Glück auch Guten. Aber verzeihen kann ich schnell, Schwamm drüber ist für mich nicht so schwer. Weißte, man sollte die Fehler anderer Leute vielleicht nicht so schwer nehmen, weil man selber ja auch welche macht.

Ja, und wenn dann die Mischung stimmt zwischen Schwamm drüber bei anderen und mit sich selber auch nicht zu stark
ins Gericht gehen und überall auch die guten und schönen Seiten zu sehen, dann steht einem ausgewogenen und glücklichen Leben kaum noch was im Wege. Jedenfalls steht man sich dann selber nicht im Wege.