Hallo Blue,

das Beispiel gefällt mir richtig gut!

Und ich glaube manchmal, dass wir in Deutschland auch noch in einer Art Neidkultur leben.
Wer freut sich denn einfach so aus vollen Herzen für jemanden anderen?
Als ich vor einigen Jahren mal nach einem Monat aus Frankreich zurückkam und gefragt wurde, wo ich denn so lange war, wurde sofort neidisch gestöhnt.
"Na toll, ich bin hier nur am arbeiten und tun und machen und du bummelst einen Monat am Meer in Südfrankreich faul herum, pah!"

Mir kommt es so vor, als suchten die Menschen nur nach Fehlern und wenn sie von etwas überrumpelt werden, was für einen anderen schön war, sind sie neidisch. Und sie werden geradezu überrumpelt mit Nachrichten über etwas, was anderen gut tat, weil sie damit wohl nicht rechnen.

Und an dem Beispiel mit den Studenten fällt mir gerade ein: Warum lachen sie eigentlich?
Sie lachen den Prof aus, weil er einen Fehler gemacht hat. Warum weinen sie nicht? Es ist doch eigentlich traurig, wenn jemand einen Fehler macht.
Man könnte lachen und sich mit ihm freuen, weil er 9 x alles richtig gemacht hat und dann weinen, weil ihm einmal ein Fehler passiert ist.
Aber sie lachen über den Prof, weil er einen Fehler gemacht hat.

Und da fällt mir gerade noch etwas ein:
Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Französisch - Intensiv Kurs gemacht, wir waren nur 8 Teilnehmer und zwei davon waren junge Mädchen, die noch zur Schule gingen.
Ich habe dort mal ein Wort falsch ausgesprochen und die beiden Mädchen haben gelacht. Irgendwie so hämisch gelacht. Mich ausgelacht.
Mich hat das irritiert, bin wohl doch schon zu lange aus der Schule raus und kenne das nicht mehr. Und ich überlegte, ob ich das überhaupt kenne, dass man in der Schule jemanden auslacht, weil er einen Fehler macht. Ich glaube, ich kenne es nicht. Ich glaube, wenn man in der Klasse einen Mitschüler ausgelacht hätte, wär man am Ende noch als nächstes drangekommen.
Ach, ich weiß es echt nicht mehr, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in der Schule ausgelacht wurde - noch nicht mal in Mathe, wo ich grottenschlecht war.

Ich bin eine alte Schachtel, über 50, aber ich glaube, daran würde ich mich erinnern können, denn es ist ein blödes Gefühl, ausgelacht zu werden.

In der Pause zogen die beiden jungen Mädchen kichernd an mir vorbei und ich holte sie ein und fragte sie, ob sie mich jetzt mobben möchten, weil ich im Kurs ein Wort falsch ausgesprochen habe. Und wenn ja, wie lange. Nur heute oder für den ganzen Rest des Intensiv-Kurses?
Sie starrten mich aus großen Augen an. Dann meinte ich, dass es mich doch sehr freuen würde,wenn sie so Vergnügen daran hätten, dass ich ein Wort falsch ausgesprochen habe! Ist doch toll, wenn man auch mal etwas Vergnügen hat im Leben! Meine Güte, die beiden hätten meine Kinder sein können!
Ich glaube, seitdem hassten sie mich.
Sie sahen mich jedenfalls nie wieder an und sprachen in den letzten Tagen des 14-tägigen Intensivkurses nicht mehr mit mir.

Und wenn ich dann über Mobbing in der Schule lese oder höre, dann bin ich einfach nur froh, dass ich das früher so nicht erlebt habe.
Ich gehöre beileibe nicht zu denen, die ständig sagen, dass früher alles besser war. Aber es war anders. Ich glaube, es war nicht so boshaft wie heutzutage.

Zitat von Nicole im Beitrag #2

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Und an dem Beispiel mit den Studenten fällt mir gerade ein: Warum lachen sie eigentlich?
Sie lachen den Prof aus, weil er einen Fehler gemacht hat. Warum weinen sie nicht? Es ist doch eigentlich traurig, wenn jemand einen Fehler macht.

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Zitat von Nicole im Beitrag #2

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In der Pause zogen die beiden jungen Mädchen kichernd an mir vorbei und ich holte sie ein und fragte sie, ob sie mich jetzt mobben möchten, weil ich im Kurs ein Wort falsch ausgesprochen habe. Und wenn ja, wie lange. Nur heute oder für den ganzen Rest des Intensiv-Kurses?

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Hallo,
das ist das, was mir fehlt, diese Schlagfertigkeit. Ich stehe in solchen Situationen da wie ein Ochs vorm Berg und weiß nicht was ich sagen soll.
Ich wünsche mir Liebe unter allen Menschen, wünsche mir, das die Menschen solche Boshaftigkeiten nicht machen.
Diese Fehlerkultur ist keine Kultur, sie ist etwas von Menschen gemachtes, auch die Neidkultur, die auch keine Kultur ist.
Wenn so viele Menschen sich daran stören und es aber so viele Menschen machen, warum siegen dann die, die diese Fehlerkultur weitermachen, frage ich mich.
Man müsste weinen, stimmt!
Der Professor ist richtig gut, wie er das gemacht hat.
Solche Vorbilder braucht diese Kultur hier!

Das mag sein, dass man solche Vorbilder braucht – und auch zuletzt eine gute Schlagfertigkeit.
Aber machen wir uns nichts vor: Was soll das helfen?
Die Menschen sind so. Die breite Masse ist neidisch und achtet auf Fehler von anderen, um sich daran zu ergötzen.
Selber zu schwach, selber voller Fehler, selber nichts auf die Reihe gekriegt, da fällt ihnen nichts anderes ein, als anderen auf die Finger zu gucken.
Alles ungenügend.
Ich habe da für mich eine Technik entwickelt: Gar nicht darauf reagieren, einfach weitergehen.