von Tamara » 14. Dez 2010, 04:22

Also, ich habe ein sehr starkes Gefühl für Stimmungen oder Atmosphären.
Wenn ich Menschen treffe, spüre ich sofort, wie es ihnen geht, kann auch spüren, wenn jemand Sorgen hat. Auch bei fremden Menschen.
Ich frage mich allerdings, ob das normale Gefühle oder Instinkte von allen Menschen sind, was bei einigen vielleicht verschütt gegangen ist, oder ob ich da wirklich zu den wenigen gehöre, die sowas empfangen können.
Wie ist es bei euch, habt ihr das auch?

Viele Grüße, Tamara

von Ghostrider XI » 9. Nov 2013, 11:52
Hallo,
ich hole diesen Thread mal wieder hoch, denn es ist schade, dass er hier untergegangen ist.

Also ich glaube nicht, dass du damit zu den wenigen gehörst. Es scheint nur so zu sein, dass bei vielen Menschen in unserer hochtechnologischen Welt ihre eigenen Instinkte „vergessen“ haben und sie somit verschütt gegangen sind, wie du schon richtigerweise sagst.
Ich glaube, dass Menschen auf anderen Kontinenten diese (normale) Sensibilität noch innehaben.
Und hier in unseren Breitengraden gibt es sicher auch viele.

Bei mir ist es so, dass ich ebenfalls Stimmungen wahrnehmen und auch erkennen kann, wie es jemanden geht, bzw. wie er sich fühlt.
Allerdings bedarf es dazu eine Form der Offenheit und Aufmerksamkeit anderen Menschen gegenüber. Wenn ich im Stress bin, geht mir da völlig ab.
Gruß, Ghostrider der XI.
Forum-Moderator

von ojenny » 10. Nov 2013, 00:24

Hallo,
da habe ich dann wohl noch alle meine Instinkte beisammen! ;)
Wenn ich z.B. einen Raum betrete, empfange ich gleich sehr viele Eindrücke.
Stimmungen von Menschen, Orten und Tieren schwappen schnell auf mich über.
Meistens ist es nur das unterschwellige Wissen darum, aber manchmal trifft mich so etwas wie ein Blitzschlag, wenn ich einem Menschen in die Augen sehe.
Ich fühle dann sehr viel Energie, manchmal ist es eher unangenehm.
Keine Ahnung was es ist, vielleicht so etwas wie eine Verbindung. Aber das ist sehr selten.
Gruß,
ojenny

von Parafreak » 10. Nov 2013, 23:27
Hallo,
genau, das könnte doch sein, dass Lebewesen irgendwie alle miteinander verbunden sind!
Also ich habe auch meine Sinne noch alle beisammen! Behaupte ich mal einfach.

Ein Bekannter von mir hat einen Sohn, mit dem haben Psychologen so Tests gemacht, in wie weit er auf seine Umwelt reagiert. Und was dabei herausgekommen ist, finde ich echt interessant: Es gibt so besonderen Tests, da müssen die zum Beispiel Bilder von anderen Leuten angucken und dann sagen, wie diese Leute auf den Bildern sich fühlen. Bei einen laufen die Tränen, ein anderer lacht, einer guckt nachdenklich und so weiter.
Und der Sohn von meinem Bekannten, eigentlich ein Kollege, aber wir verstehen uns gut, also ist er mehr als nur ein Kollege, also sein Sohn kann das irgendwie nicht erkennen.
Die haben ihm zum Beispiel ein Bild mit einer lachenden Person gezeigt und der konnte nicht sagen, was dioe Person macht.
Find ich hammer!
Er ist kein Autist, aber hat leicht autistische Züge.
Das ganze ist wohl aufgefallen, weil er nicht besonders reagiert, also wenn die Kindergärtnerin in anlacht oder anlächelt, guckt er sie weiter fragend an.

von ojenny » 11. Nov 2013, 16:17
Hi Parafreak,

wie alt ist der Kleine denn?
Bei Kindergartenkindern kann man meist noch gar nicht so genau sagen, ob und um welche Art des Autismus es sich handeln könnte.
Autistische Züge können auch durch Deprivation (Vernachlässigung) entstehen, wobei ich Deinem Kollegen-Freund hiermit nichts unterstellen will.
Wichitg ist allerdings, dass er eine besondere Art der Förderung erhält. Die behandelnden Ärzte werden sie wohl darüber aufgeklärt haben, hoffe ich.

Hier ist die Symptomatik noch einmal gut erklärt:

http://www.autismus-oberbayern.de/downl ... rungen.pdf

Ich habe schon mit autistischen Kindern zusammen gearbeitet und fand es sehr interessant. Das ist ein weites Feld und besonders die Ursachendiskussion ist super spannend!

Gruß,
ojenny

von Otherworld-Fan » 12. Nov 2013, 00:46
Hallo ojenny,


ojenny hat geschrieben:
"Autistische Züge können auch durch Deprivation (Vernachlässigung) entstehen,"



Ist damit seelische Vernachlässigung gemeint, also wenn man z.B. sein Kind mit allem versorgt, sich aber weiter nicht emotional darum kümmert?
Viele Grüße,
euer Fan der Otherworld!

von ojenny » 12. Nov 2013, 21:09

Richtig, die seelische Vernachlässigung ist gemeint.
Man denke an dieses Experiment mit den Säuglingen (zur Kaiserzeit?), die alle nach kurzer Zeit verstorben sind, obwohl sie rein körperlich mit allem versorgt wurden.
So drastisch muss es ja nicht kommen, denn normalerweise haben Eltern einen irgendwie gearteten Draht zu ihren Kindern.
Aber wenn Kinder von klein auf nicht richtig "wahrgenommen" oder angenommen werden, keine Gefühle erleben, weil ihnen keine vorgelebt bzw. entgegengebracht werden, der zwischenmenschliche Kontakt und die zwischenmenschlichen Beziehungen auf ein Minimum beschränkt sind, können sich autistische Züge entwickeln.
Und das ist häufiger der Fall als man glaubt.
Gruß,
ojenny

von Otherworld-Fan » 13. Nov 2013, 01:13

Danke für deine Erklärung.
Demnach müssten aber ganze Generationen autistische Züge haben, man bedenke nur die Kriegszeiten…

Ich habe bei Facebook so einen Spruch gelesen:

„Bis ich in die Schule kam, dachte ich, mein Name sei Lass-das.“

Hallo Lass-das, ;)

Du hast gar nicht mal so unrecht.
Aber soviel Nichtbeachtung haben die Kinder früher doch nicht aushalten müssen, denn schließlich sind sie meist in Großfamilien oder zumindest größeren Familien als heutzutage aufgewachsen. Zuneigung und Beachtung gab´s dann zur Not vom besten Freund oder der großen Schwester.
Blickkontakt und direkte Ansprache, so lapidar das auch klingt, sind nicht in allen Familien selbstverständlich.
Aber autistische Symptome zu zeigen bedeutet auch nicht, dass dieses Kind völlig lebensuntauglich ist. Die Ausprägungen sind unterschiedlich stark und individuell verschieden.

Gruß,
ojenny

von Parafreak » 13. Nov 2013, 21:41

Hi, da frag ich mich, warum man dann Kinder in die Welt setzt, wenn man sie noch nicht mal anguckt. Geschweige denn mit ihnen direkt spricht.

ojenny » 13. Nov 2013, 22:52

Och, entweder hat man zuviel Zeit oder einfach keine Hobbies.... ;)

Nein, Scherz beiseite. Viele Menschen tun sowas natürlich nicht mit Absicht.
Aber wenn man mal ganz ehrlich ist: man kann nur das an seine Kinder weitergeben, was man selbst gelernt hat. Wer also eine behütete Kindheit hatte, wird es so an seine eigenen Kinder weitergeben und eben auch andersherum.

Es gibt aber auch Menschen, die gar nicht bemerken, dass ihre Kinder solche Bedürfnisse haben, weil sie mit ihrem eigenen Leben schon total beschäftigt oder auch überfordert sind.
Und dann gibt es noch die Internetsucht. Was glaubt Ihr, wie viele Leute ständig im Netz unterwegs sind, in virtuellen Welten leben und kaum noch etwas anderes tun?! Ich kenne seehr viele davon.
Kinder stören da nur.

Ich hatte einen kleinen Patienten, der es nicht schaffte Blickkontakt aufzunehmen und zu halten. Er war schon 5 als ich ihn im integrativen Kindergarten kennenlernte, sprach kein Wort, konnte nicht alleine aufstehen, keine Treppen gehen, nahm sich selbst kein Essen oder Getränk vom Tisch, trug noch Windeln etc. Wirkte eigentlich immer nur abwesend und zurückgeblieben. Also ein typischer Autist?!
Ich lernte seine Eltern kennen: beide taten sich äußerst schwer mit dem Blickkontakt...
Sie hatten 4 Kinder, die alle den ganzen Tag vor dem TV geparkt wurden und das war´s an Freizeitgestaltung.
Dem Jungen wurde ein Asperger diagnostiziert. Obwohl die Ärzte zustimmten, dass es auch eine schwere Deprivation sein könnte.
1 Jahr später kam sein kleinerer Bruder in den Kindergarten. Auch er konnte weder richtig laufen, noch selbständig essen, trinken, sich anziehen (mit 4 Jahren) oder sonst irgendetwas annähernd Altersgemäßes. Immerhin "sprach" er ein wenig. Er hat laut Arzt keinen Asperger. "Nur" die Deprivation.
Alle Fortschritte, die diese beiden Kinder in der Kindergartenzeit machten, waren nach jeglicher Unterbrechung durch Ferien wieder dahin. Denn zu Hause passierte NICHTS.
Trotzdem konnte man sich drehen und wenden wohin man wollte, niemand sah die Eltern als Ursprung oder zumindest als Aufrechterhalter der Symptomatik an. Keiner im Jugendamt fühlte sich berechtig einzugreifen, denn das Kindeswohl ist nur dann gefährdet, wenn ein Kind hungern muss oder körperlich geschädigt wird.
Toll, was?
Wir machen unsere Kinder zu psychischen, physischen, kognitiven und sozial-emotionalen Krüppeln und DÜRFEN das einfach.
Denn Doofheit ist noch lange kein Hinderungsgrund Kinder in die Welt zu setzen. Grummel.


Gruß,
ojenny

on Parafreak » 17. Nov 2013, 12:12

Hi ojenny,

uff, das ist ja echt schlimm, was du da schilderst!
Okay, als Logopädin hast du ja mehr damit zu tun, abaer ich glaube und hoffe dochj sehr, dass das nicht repräsentativ für die heutige Gesellschaft ist.

Aber das Doofheit kein Hindernisgrund ist, um Kinder in die Welt zu setzen, da hast du echt recht. Für alles braucht man einen Führerschein, für alles eine Prüfung, nur im Menschen in die Welt zu setzen nicht.

von Der kleine Magier » 17. Nov 2013, 18:15

Hallo,
aber es ist möglich, dass Menschen, die unter Autismus leiden, etwas anderes dafür wahrnehmen. Abgesehen davon leiden sie selber eher nicht, sondern die Umwelt. Sie sind in ihre eigene Welt versunken. Bekommen aber stattdessen etwas anderes mit.

von ojenny » 17. Nov 2013, 19:44

Da muss man dann wieder unterscheiden, ob es ein "echter" Autismus ist, oder ein "anerzogener".
Wer nicht gelernt hat mit Menschen umzugehen oder sich sozial zu verhalten, hat trotzdem das Bedürfnis danach, aber keine Chance es umzusetzen.
Ein Mensch mit Asperger hat dieses Bedürfnis möglicherweise nicht und ist zufrieden mit seiner Welt.
Gruß,
ojenn

von Serafina » 19. Mär 2014, 20:42

Die "Mühlen" der Jugendämter mahlen entweder zu langsam oder aber gar nicht, das haben sie ja in den vergangenen Jahren oft genug demonstriert! Wieviele Kinder könnten noch leben, wenn diese Versager schneller geschaltet und gewissenafter gearbeitet hätten?
Ich finde es ganz, ganz schrecklich! Und warum zieht man diese unfähigen Jugendamt-Mitarbeiter nicht endlich einmal richtig zur Rechenschaft, anstatt sich ihr halbherziges Entschuldigungs-Gefasel anzuhören? Ich betrachte sie als verantwortungslose Mittäter ... und Mittäter gehören genauso hinter Gitter, wie die eigentlichen Täter!
Ja, man kann nur davon träumen, daß sich solche Institutionen auch noch um psychisch gestörte Kinder kümmern ...

Übrigens, auch ich habe es schon häufig gemerkt, daß ich die Gefühle anderer Menschen gut einschätzen kann. Bei meinen Schülern habe ich es sehr oft, daß ich an deren Gesichtern die jeweiligen Stimmungen ablesen kann. Ich weiß genau, ob jemand traurig ist, gute Laune hat oder aber sich gerade mal nicht so gut fühlt oder nicht gut drauf ist! Ich lese das nicht nur an den Gesichtern ab, sondern spüre es auch an ihrem Verhalten ... wie sie z.B. hereinkommen oder aber wie der Tonfall ist, wenn sie "hallo" sagen!
Auch bei fremden Menschen habe ich dieses bestimmte Gespür, allerdings muß ich da selber gut drauf sein!

Liebe Grüße von Serafina