Hallo Blue,
danke liebe Blue!
Dir auch!

Guten Abend,

sehr schön.
Ein schöner besinnlicher Tag, finde ich.
Damals ging ich mit meinen Eltern auf den Friedhof, um unsere Vorfahren zu ehren. Wir zogen unsere guten Sachen an, Mutter trug Hut, Vater seinen guten Rock und ich wurde in feinen Zwirn gesteckt. Selbst der Kutscher trug eine Fliege.
Auf dem Friedhof traf man die halbe Stadt und man nickte nach links und rechts.
Ich fand es geheimnisvoll, weil kaum gesprochen wurde und alle ein ernstes Gesicht hatten.
Und hier und da wurde verstohlen aus den Augenwinkeln ein Tränchen gewischt, mit dem guten Spitzentaschentuch.
Man denkt kollektiv an die Verstorbenen, ich glaube, das hat Kraft.

Wie fühlen sich wohl die Verstorbenen dabei? Ob sie auch alle auf den Friedhof kommen? Fein gemacht? Und dabei zusehen, wie die jüngeren Familienmitglieder sie huldigen?
Ob sie vorher schon denken: „Ach du liebe Zeit, es ist schon wieder Allerheiligen.
Gehen wir hin oder nicht?“ oder „Sie sehen uns ja sowieso nicht!“
Aber dennoch ist es ein nettes Ritual.

Ich gehe manchmal an das Grab meiner Nachfahren und gucke, wer kommt. Früher kamen mehr, heutzutage haben die jungen Leute ja keine Zeit mehr dafür.
Mein eigenes Grab und das meiner Eltern Großeltern und Urgroßeltern gibt es nicht mehr, es wurde in den letzten Jahrhunderten schon mehrmals ausgetauscht.
Muss ja auch sein, sonst gäbe es auf der Welt mehr Gräber als Städte…

Und heute denke ich manchmal, wir sollten eher die Lebenden ehren als die Toten.